- Wissen
- Quelle: Campus Sanofi
- 08.07.2025
Diagnose Typ-1-Diabetes: Augen auf bei diesen Patienten

Besonders hohes Risiko bei Verwandten von Menschen mit T1D
Typ-1-Diabetes (T1D) ist in fast allen Fällen autoimmunbedingt und zeichnet sich durch eine progressive Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas aus.1 Die genauen Auslöser sind bis dato nicht eindeutig bekannt, jedoch haben insbesondere nahe Verwandte von Menschen mit T1D ein erhöhtes Risiko selbst zu erkranken. So weisen Kinder von Müttern mit T1D bereits ein 10-fach erhöhtes Risiko auf. Sind gleich mehrere Verwandte an T1D erkrankt, steigt dies noch weiter (Abb. 1).2

T1D in der Familie: Wissen schützt Kinder nicht automatisch
Gerade bei Kindern mit T1D von ebenfalls erkrankten Eltern sollte ein besonderes Augenmerk auf der Stoffwechselkontrolle liegen. Man würde allgemein davon ausgehen, dass aufgrund des höheren Wissensstands zum Therapiemanagement und der Erkrankung selbst, Kinder von Eltern mit T1D eine bessere glykämische Kontrolle aufweisen.
Eine aktuell publizierte schwedische Studie konnte dies widerlegen. Dabei wurde die Stoffwechselkontrolle und das Risiko für langfristige Komplikationen – insbesondere Nierenversagen und vorzeitiger Tod – bei Personen mit T1D mit Krankheitsbeginn im Kindesalter untersucht.3 Es wurden Betroffene mit einem an T1D erkrankten Elternteil zum Zeitpunkt der eigenen Diagnose (elterlicher Diabetes) mit solchen verglichen, deren Eltern keinen T1D hatten (sporadischer Diabetes).3 Im Einklang mit früheren Studien deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Stoffwechselkontrolle bei Personen mit elterlichem Diabetes tendenziell schlechter ist.3
Grund dafür sind vermutlich soziale Faktoren wie die Weitergabe veralteter Therapiestrategien durch die Eltern, sowie negative Erfahrungen mit akuten Komplikationen oder Spätfolgen bei den Eltern. Ebenfalls ist es möglich und wahrscheinlich, dass genetische Faktoren den Krankheitsverlauf beeinflussen – dies bedarf jedoch weiterer Nachforschungen.3
Ähnliche Ergebnisse lieferte eine retrospektive Datenanalyse, die auf dem Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft im Mai 2025 vorgestellt wurde. Hierbei wurden 218 Kinder mit neu manifestiertem T1D untersucht. Es stellte sich heraus, dass das Vorhandensein eines erstgradigen Verwandten in der Familie (Elternteil oder Geschwisterkind) mit T1D nicht vor schwerwiegenden Komplikationen, wie der diabetischen Ketoazidose (DKA), schützt. So war die DKA-Prävalenz vergleichbar bei Kindern mit bzw. ohne erstgradigen Verwandten.4
Erhöhtes Risiko für T1D bei Zöliakie und Schilddrüsenerkrankungen
T1D ist häufig mit anderen endokrinen Autoimmunerkrankungen assoziiert, einschließlich Zöliakie und Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis).5-7
Eine retrospektive Kohortenstudie Studie zeigte kürzlich, dass während einer medianen Nachbeobachtungszeit von etwa 2 Jahren das Risiko, an T1D zu erkranken, bei Personen mit Zöliakie (Hazard Ratio [HR] = 2,54), Hyperthyreose (adjustierte HR = 2,98) und Hypothyreose (HR = 2,41) 2-3-fach höher ist als bei den jeweiligen Kontrollpersonen ohne diese Erkrankungen.8
Angesichts des erhöhten Risikos, an T1D zu erkranken, könnte eine T1D-Früherekennung auf Inselautoantikörper bei Personen mit Zöliakie, Hypothyreose und Hyperthyreose somit hilfreich sein, um T1D bereits in präsymptomatischen Stadien zu diagnostizieren.8
Frühdiagnose von T1D
T1D äußert sich in 3 Stadien: Von den präsymptomatischen Stadien 1 und 2 zur klinischen Manifestation (Stadium 3).9,10
Über einen Nachweis von ≥ 2 Autoantikörpern kann mit einer Sicherheit von nahezu 100 % eine T1D-Diagnose in präsymptomatischen Stadien erfolgen.11
Weitere Informationen zur Früherkennung von T1D finden Sie hier.
Bis zu 90 % der Betroffenen haben keine nahen Verwandten mit T1D1
Wie T1D ausgelöst wird, ist noch nicht vollständig geklärt. Neben der genetischen Veranlagung können beispielsweise auch demografische Faktoren wie die ethnische Zugehörigkeit und der geografische Standort einer Person das T1D-Risiko beeinflussen.8 So haben ca. 90 % der Betroffenen keine Verwandten mit T1D.1
T1D kann somit jeden treffen.
- S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. AWMF online 2023. Reg.-Nr.: 057-013; unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/057-013l_S3-Therapie-Typ-1-Diabetes_2023-09_1.pdf (abgerufen am 18.11.2024).
- Bonifacio E. Predicting type 1 diabetes using biomarkers. Diabetes Care. 2015;38(6):989-996.
- Fredriksson M et al. Risk of renal complications and death in young and middle-aged Swedes with parental type 1 diabetes: a nation-wide, prospective cohort study. BMJ Open Diabetes Res Care. 2025;13(1).
- Niemeyer M et al. Charakteristika von Patienten mit diabetischer Ketoazidose (DKA) bei Manifestation eines Typ-1 Diabetes (T1D). Diabetologie und Stoffwechsel. 2025;20(S01):S78.
- Frommer L, Kahaly GJ. Type 1 diabetes and associated autoimmune diseases. World J Diabetes. 2020;11(11):527-539.
- Popoviciu MS et al. Type 1 Diabetes Mellitus and Autoimmune Diseases: A Critical Review of the Association and the Application of Personalized Medicine. J Pers Med. 2023;13(3).
- Naredi Scherman M et al. Home capillary sampling and screening for type 1 diabetes, celiac disease, and autoimmune thyroid disease in a Swedish general pediatric population: the TRIAD study. Front Pediatr. 2024;12:1386513.
- Edelman SV et al. Risk of new-onset type 1 diabetes in individuals with celiac disease and thyroid disease-An observational study. Diabetes Obes Metab. 2025.
- Insel RA et al. Staging presymptomatic type 1 diabetes: a scientific statement of JDRF, the Endocrine Society, and the American Diabetes Association. Diabetes Care. 2015;38(10):1964-1974.
- American Diabetes Association Professional Practice Committee. 2. Classification and Diagnosis of Diabetes: Standards of Medical Care in Diabetes-2022. Diabetes Care. 2022;45(Suppl 1):S17-s38.
- Insel RA et al. Diabetes Care 2015; 38: 1964-74.
MAT-DE-2502770-1.0-07/2025