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MPS – Die 7 Klassifikationen

Manche MPS-Formen ähneln sich in ihrer Symptomatik und sind, vor allem anfangs, klinisch schwer voneinander zu unterscheiden.

Zusammenfassung:

  • Die Mukopolysaccharidosen gehören zur Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten.
  • Die Ursache ist eine genetisch bedingte Fehlfunktion eines lysosomalen Enzyms.
  • Mukopolysaccharidosen sind progrediente Erkrankungen.
  • Es werden 7 verschiedene Formen der Mukopolysaccharidose unterschieden

Es werden sieben MPS-Formen unterschieden

Abhängig vom angereicherten Glykosaminoglykan und dem zugrundeliegenden Enzymdefekt unterscheidet man bei den Mukopolysaccharidosen zwischen verschiedenen Krankheitsformen. Insgesamt sind elf verschiedene Enzymdefizienzen bekannt, die zu sieben verschiedenen MPS-Formen führen. Die Symptome einiger MPS-Formen sind sich sehr ähnlich und überlappen (Tab. 1). So ist es teilweise schwierig, die einzelnen MPS-Formen anhand der Symptomatik zu unterscheiden. Zu den Ausnahmen zählen jedoch MPS III und MPS IV. Bei MPS III liegen vorwiegend neurologische Symptome vor und MPS IV zeichnet sich durch das Vorliegen der charakteristischen hypermobilen Gelenke aus (Coutinho 2012, Muenzer 2011, Natowicz 1996).

 

Unterstützung und Beratung finden Sie bei der Gesellschaft für Mukopolysaccharidose e.V.

www.MPS-ev.de

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Übersichttabelle MPS Formen

Mukopolysaccharidosen treten mit einer Inzidenz von etwa 1:28:000 auf; am häufigsten davon MPS III, am seltensten MPS IX (Baehner 2005, Muenzer 2011). Ein Überblick zu den einzelnen MPS-Formen finden Sie in Tabelle 1.

MPS-FormenMPS I
(M. Hurler, M. Hurler-Scheie, M. Scheie)
Klinische Manifestationen

Schwere und attenuierte Verlaufsformen:

M. Hurler: Schwerer Verlauf mit schneller Progression und Tod in der Kindheit

M. Hurler-Scheie: intermediärer Phänotyp, langsamere Progression mit verringerter Lebenserwartung (< 30 Jahre)

M. Scheie:  attenuierter Phänotyp, Symptome treten später und deutlich abgeschwächt auf. Lebenserwartung: Erwachsenenalter

ZNS-Beteiligung

M. Hurler: Ja. Schwere kognitive Dysfunktionen mit Verlust des bereits Erlernten,
Verhaltensauffälligkeiten, epileptische Anfälle, Hyperaktivität, Schlafstörungen

M. Hurler-Scheie(Ja) Kognitive Beeinträchtigungen möglich, aber leichter.

M. Scheie: Nein. Normale Intelligenz 

Kopf und GesichtVergrößerter Kopfumfang, Gesichtsdysmorphie, Makroglossie, auffälliger Zahnstatus, buschige Haare, kurzer Hals, Hirsutismus
Auge & Ohren

Hornhauttrübung, Sehstörung

Schwerhörigkeit, Taubheit, rezidivierende Infekte, Paukenergüsse und Adenoide 

Atemwege und LungeVerengte Atemwege und rezidivierende Infekte
SkelettalDysostosis multiplex u.a. Wirbelsäulendeformierung (Gibbus, Skoliose, Kyphose), Hüftdysplasie, X-Beine, dysproportionierter Kleinwuchs, zunehmende Gelenkversteifungen & Gelenkkontrakturen, Karpaltunnelsyndrom
ViszeralHepatosplenomegalie, Nabel- u/o Leistenhernien
HerzKlappenvitien
HautVerdickte Haut
Betroffenes lysosomales Enzymα-L-Iduronidase
Gespeichertes SubstratDermatansulfat, Heparansulfat
ErbgangAutosomal-rezessiv
Prävalenz1:75.000 bis 1:100.000
Quellen(Clarke 2018, Clarke 2015, Coutinho 2012, Galimberti 2018, Lampe 2016, Meikle 1999, Moore 2008, Muenzer 2011, Pinto 2004, Poorthuis 1999, Scarpa 2017, Tomatsu 2018, Tran 2016, Wolfberg 2020)
MPS-FormenMPS II
(M. Hunter)
Klinische Manifestationen

Verlaufsformen mit/ohne ZNS-Beteiligung

Neuronopathischer Verlauf: Schwerer Verlauf mit Tod vor dem 15. Lebensjahr

Nicht-neuronopathischer Verlauf: milde Symptomausprägung, Lebensspanne 20-60 Jahre

ZNS-Beteiligung

Neuronopathischer Verlauf: Ja. Kognitive Dysfunktionen mit Verlust des bereits Erlernten, Verhaltensauffälligkeiten, epileptische Anfälle, Hyperaktivität, Schlafstörungen

Nicht-neuronopathischer Verlauf:
Nein. Keine kognitiven Dysfunktionen, keine Verhaltensauffälligkeiten, normale Intelligenz

Kopf und GesichtVergrößerter Kopfumfang, Gesichtsdysmorphie, Makroglossie, auffälliger Zahnstatus, buschige Haare, kurzer Hals, Hirsutismus
Auge & Ohren

Keine Hornhauttrübung, Sehstörung, Opticusatrophie

Schwerhörigkeit, Taubheit, rezidivierende Infekte, Paukenergüsse und Adenoide 

Atemwege und LungeVerengte Atemwege und rezidivierende Infekte
SkelettalÄhnlich MPS I:
Dysostosis multiplex u.a. Wirbelsäulendeformitäten (Gibbus, Skoliose, Kyphose),
Hüftdysplasie, X-Beine, dysproportionierter Kleinwuchs, zunehmende Gelenkversteifungen & Gelenkkontrakturen, Karpaltunnelsyndrom
ViszeralHepatosplenomegalie, Nabel- u/o Leistenhernien
HerzKlappenvitien
HautHautveränderungen (Peau d’Orange)
Betroffenes lysosomales EnzymIduronat-2-Sulfatase
Gespeichertes SubstratDermatansulfat, Heparansulfat
ErbgangX-chromosomal
Prävalenz1:92:000 bis 1:146.000
Quellen(Clarke 2018, Clarke 2015, Coutinho 2012, Galimberti 2018, Lampe 2016, Meikle 1999, Muenzer 2011, Pinto 2004, Poorthuis 1999, Scarpa 2017, Tomatsu 2019, Tomatsu 2018, Wolfberg 2020, Wraith 2008)
MPS-FormenMPS III
(M. Sanfilippo Typ A–D)
Klinische Manifestationen

Neurologische Symptome stehen im Vordergrund

(Typ A–D)

ZNS-BeteiligungJa. Zunehmende Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensstörungen, Verlust des bereits Erlernten, epileptische Anfälle, Hyperaktivität, Schlafstörungen, progrediente kognitive Dysfunktionen 
Kopf und GesichtVergrößerter Kopfumfang, Gesichtsdysmorphie im späteren Verlauf erkennbar,
Buschige und spröde Haare und Augenbrauen
Auge & Ohren

Hornhauttrübung, Sehstörung

Schwerhörigkeit

Atemwege und Lunge 
SkelettalDysostosis multiplex
ViszeralHepatosplenomegalie
Herz 
Haut 
Betroffenes lysosomales EnzymTyp A: 
Heparan-N-Sulfatase
Typ B: 
α-N-Aceytylglukosaminidase
Typ C: 
Acetyl-CoA:α-Glukosaminid-Acyltransferase
Typ D: 
N-Acetylglukosamin-6-Sulfatase
Gespeichertes SubstratHeparansulfat
ErbgangAutosomal-rezessiv
Prävalenz

Je nach Typ A–D: 

1:136.000 bis 1:1.056.000 

Quellen(Coutinho 2012, Galimberti 2018, Lampe 2016, Meikle 1999, Muenzer 2011, Pinto 2004, Poorthuis 1999, Scarpa 2017, Tomatsu 2018, Wolfberg 2020)
MPS-FormenMPS IV
(M. Morquio Typ A/B)
Klinische Manifestationen

Typ A: Spektrum leichter bis schwerer Verläufe

Typ B Ähnlich, aber meist mildere Symptome wie Typ A

Lebenserwartung 2.-3. Lebensdekade bei schwerer Verlaufsform, normal bei leichter Verlaufsform

ZNS-BeteiligungNein. Normale Intelligenz
Kopf und GesichtVergrößerter Kopfumfang, Gesichtsdysmorphie, auffälliger Zahnstatus, kurzer Hals 
Auge & Ohren

Hornhauttrübung, Sehstörung

Schwerhörigkeit, rezidivierende Infekte, Paukenergüsse und Adenoide

Atemwege und LungeVerengte Atemwege und rezidivierende Infekte
Skelettal

Dysostosis multiplex u.a. schwere Wirbelsäulenveränderungen (Gibbus, Skoliose, Kyphose) X-Beine, Hüftdysplasie, Thoraxdeformität, dysproportionierter Kleinwuchs / kleine Statur, Gelenkhypermobilität

ViszeralHepatosplenomegalie, Nabel- u/o Leistenhernien
HerzKlappenvitien
Haut 
Betroffenes lysosomales EnzymTyp A: 
Galaktose-6-Sulfatase
Typ B: 
β-Galaktosidase
Gespeichertes Substrat

Typ A: Keratansulfat, Chondroitinsulfat

Typ B: Keratansulfat

ErbgangAutosomal-rezessiv
Prävalenz

Je nach Typ A/B: 

1:455.000 bis 1:714.000

QuellenClarke 2015, Coutinho 2012, Galimberti 2018, Lampe 2016, Meikle 1999, Muenzer 2011, Pinto 2004, Poorthuis 1999, Tomatsu 2018, Tran 2016, Wolfberg 2020)
MPS-FormenMPS VI
(M. Maroteaux-Lamy)
Klinische Manifestationen

Spektrum leichter bis schwerer Verläufe.

Überleben bis zur jungen Adoleszenz, bei leichten Verläufen auch bis etwa 50 Jahre

ZNS-BeteiligungNein. Normale Intelligenz
Kopf und GesichtVergrößerter Kopfumfang, Gesichtsdysmorphie, Makroglossie, auffälliger Zahnstatus, buschige Haare, kurzer Hals, Hirsutismus
Auge & Ohren

Hornhauttrübung, Sehstörung, Opticusatrophie, Glaukom

Schwerhörigkeit, Taubheit, rezidivierende Infekte, Paukenergüsse und Adenoide

Atemwege und LungeVerengte Atemwege und rezidivierende Infekte
Skelettal

Dysostosis multiplex u.a. Wirbelsäulenveränderungen (Gibbus, Skoliose, Kyphose), X-Beine, Hüftdysplasie, dysproportionierter Kleinwuchs / kleine Statur,

zunehmende Gelenkversteifungen und Gelenkkontrakturen, Karpaltunnelsyndrom

ViszeralHepatosplenomegalie, Nabel- u/o Leistenhernien
HerzKlappenvitien
HautVerdickte Haut
Betroffenes lysosomales EnzymArylsulfatase B
Gespeichertes SubstratDermatansulfat, Keratansulfat, Chondroitinsulfat
ErbgangAutosomal-rezessiv
Prävalenz1:235.000 bis 1:238.000
Quellen(Clarke 2018, Clarke 2015, Coutinho 2012, de Almeida-Barros 2012, Galimberti 2018, Lampe 2016, Meikle 1999, Muenzer 2011, Pinto 2004, Poorthuis 1999, Tomatsu 2019, Tomatsu 2018, Tran 2016, Wolfberg 2020)
MPS-FormenMPS VII
(M. Sly)
Klinische Manifestationen

Breites Spektrum schwerer Verläufe

Hydrops fetalis bei schwerer Verlaufsform

ZNS-Beteiligung

Ja. Mittelschwere bis schwere geistige Behinderung, Verlust des bereits Erlernten, epileptische Anfälle

Kopf und GesichtVergrößerter Kopfumfang, Gesichtsdysmorphie
Auge & Ohren

Hornhauttrübung, Sehstörung

Schwerhörigkeit, Taubheit, rezidivierende Infekte, Paukenergüsse und Adenoide

Atemwege und LungeVerengte Atemwege und rezidivierende Infekte
Skelettal

Dysostosis multiplex u.a. Kleinwuchs, Skelettveränderungen mit zunehmenden Gelenkversteifungen, Wirbelsäulenveränderungen (Gibbus, Skoliose, Kyphose), X-Beine, Hüftdysplasie, Thoraxdeformitäten 

ViszeralHepatomegalie, Nabel- u/o Leistenhernien
HerzKlappenvitien
HautVerdickte Haut
Betroffenes lysosomales Enzymß-Glukuronidase
Gespeichertes SubstratDermatansulfat, Heparansulfat, Chondroitinsulfat
ErbgangAutosomal-rezessiv
Prävalenz1:416.000 bis 1:2.111.000
Quellen(Clarke 2018, Clarke 2015, Coutinho 2012, Galimberti 2018, Lampe 2016, Meikle 1999, Muenzer 2011, Poorthuis 1999, Tomatsu 2018, Tran 2016, Wolfberg 2020)
MPS-FormenMPS IX
(M. Natowicz)
Klinische Manifestationen

Weltweit nur 4 Fälle beschrieben

Keine MPS-„typische“ Symptomatik, sondern rheumatische Beschwerden

ZNS-Beteiligung

 

Kopf und Gesicht 
Auge & Ohren

 

Atemwege und Lunge 
SkelettalGelenk- und skelettale Beteiligung, Gelenkergüsse
Viszeral 
Herz 
Haut 
Betroffenes lysosomales EnzymHyaluronidase
Gespeichertes SubstratHyaluronsäure
ErbgangAutosomal-rezessiv
PrävalenzSehr selten, bisher 4 Patienten weltweit beschrieben
Quellen(Kiykim 2016, Lampe 2016, Muenzer 2011, Natowicz 1996)
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Header-Bild: Gesellschaft für Mukopolysaccharidosen e.V. MAT-DE-2303774-V1.0-12/2023