- Wissen
- Quelle: Campus Sanofi
- 25.01.2025
Diabetes Forum Berlin 2025 – mit Blick aufs Herz
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MEDIATHEK
Diabetes Forum Berlin 2025 – mit Blick aufs Herz
Bei der Fortbildungsveranstaltung „Diabetes Forum Berlin 2025 – mit Blick aufs Herz" vom 24. – 25. Januar 2025 in Berlin konnten wir gemeinsam mit vielen interessierten Besuchern den Blick aufs Herz richten und den kardiometabolischen Patienten in den Mittelpunkt rücken. Die wissenschaftlichen Leiter Dr. med. Carola Lüke und Dr. med. Tobias Wiesner führten dabei durch das Programm. Die Erkenntnisse der Veranstaltung finden Sie hier im Überblick:
Der multimorbide Patient
Der diabetologische/lipidologische Blick auf den multimorbiden Patienten
Dr. med. Antje Spens
1. Multimorbidität bei älteren Diabetikern1
Bei über 80-Jährigen haben fast ein Drittel mehr als drei Erkrankungen2. Komplexe Medikationspläne mit oft mehr als 10 Tabletten täglich sind die Regel. Ein strukturiertes Assessmentsystem für multimorbide Patienten und regelmäßige Medikationsreviews sind zu implementieren.
2. Individualisierte Diabetestherapie im Alter
Therapieziele müssen an den funktionellen Status des Patienten angepasst werden. Bei funktionell leicht eingeschränkten Patienten ist ein HbA1c < 8% anzustreben3. Frailty-Scores zur Einschätzung des funktionellen Status sind zu nutzen und HbA1c-Ziele sowie Therapieschemata entsprechend anzupassen.
3. Lipidsenkende Therapie im höheren Lebensalter4
Ältere Patienten profitieren von LDL-Senkung ähnlich wie Jüngere. Hochdosis-Statintherapie zeigt auch bei über 80-Jährigen Vorteile. Bei Statin-Unverträglichkeit sind PCSK9-Hemmer eine wirksame Alternative. PCSK9-Inhibitoren wie Alirocumab zeigen in Subgruppenanalysen bei über 75-Jährigen eine gute Wirksamkeit und Sicherheit. Die Lipidsenkende Therapie ist regelmäßig zu überprüfen und bei guter Verträglichkeit schrittweise zu intensivieren.
4. Integration moderner Diabetestechnologie5, 6
Kontinuierliches Glukosemonitoring verbessert die Versorgung auch in Pflegeheimen. Apps und Sprachassistenten können die Selbstständigkeit fördern. Schulungen zur Nutzung von Diabetes-Apps und CGM-Systemen sind anzubieten und Kooperationen mit Pflegeeinrichtungen zur Förderung des Technologieeinsatzes aufzubauen.
5. Hypoglykämie-Prävention bei älteren Diabetikern7
Das Risiko für schwere Hypoglykämien steigt im Alter deutlich an. Kognitive Einschränkungen erhöhen die Gefahr zusätzlich. Bei der Medikationswahl sind Präparate mit geringem hypoglykämischem Potenzial zu bevorzugen und intensive Schulungen zum Hypoglykämie-Management für Patienten und Angehörige durchzuführen.
Der nephrologische Blick auf den multimorbiden Patienten
Dr. med. Jens Ringel
1. Kardiovaskuläres Risiko bei Niereninsuffizienz8, 9
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion haben ein deutlich erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Zwei Drittel der Todesfälle sind kardiovaskulär bedingt. Die Gefäßverkalkung ist bei diesen Patienten besonders ausgeprägt. Eine frühzeitige Überweisung zum Nephrologen ab einer GFR <45 ml/min wird empfohlen.
2. Lipidmanagement und PCSK9-Inhibitoren
Eine aggressive LDL-Cholesterin-Senkung ist für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion von großer Bedeutung. Der Zielwert für LDL-Cholesterin sollte unter 55 mg/dl liegen10. Neben Statinen und Ezetimib können PCSK9-Inhibitoren eingesetzt werden, um eine effektive LDL-Senkung zu erreichen11. In Kombination können diese Therapien theoretisch eine LDL-Senkung von bis zu 85% bewirken. Die Akzeptanz der Lipidsenkung bei Patienten ist jedoch oft geringer als bei der Blutdrucktherapie, was eine besondere Aufklärung und Motivation erfordert.
3. Blutdruckmanagement
Die konsequente Einstellung des Blutdrucks ist entscheidend12. Selbst kleine Verbesserungen können das kardiovaskuläre Risiko deutlich senken. Moderne Therapieoptionen wie SGLT2-Hemmer zeigen zusätzliche positive Effekte auf Herz und Nieren.
4. Multimodale Therapieansätze
Eine Kombination verschiedener Therapien zeigt die besten Ergebnisse13. Neben der Basistherapie mit ACE-Hemmern/Sartanen und SGLT2-Hemmern können weitere Substanzklassen wie Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten individuell eingesetzt werden. Zukünftig könnten Kombinationspräparate die Therapietreue verbessern.
Der Hausärztliche Blick – was fehlt noch? 14
Dr. med. Philipp Stahl
1. Pneumokokken-Impfung: Vereinfachte Empfehlung mit verbessertem Schutz
Der neue 20-valente Konjugatimpfstoff (PCV20) wird als einmalige Standardimpfung ab 60 Jahren empfohlen. Bei Vorerkrankungen kann bereits ab 18 Jahren geimpft werden. Der Konjugatimpfstoff bietet einen verbesserten und länger anhaltenden Schutz im Vergleich zum bisherigen Polysaccharid-Impfstoff. In der Praxis sollte bei allen Patienten ab 60 Jahren routinemäßig der Impfstatus überprüft und die PCV20-Impfung angeboten werden.
2. Influenza-Impfung: Jährliche Auffrischung mit Hochdosis-Impfstoff
Die jährliche Influenza-Impfung wird für alle ab 60 Jahren und Risikogruppen empfohlen, vorzugsweise mit einem Hochdosis-Impfstoff. Die Impfung reduziert nicht nur das Risiko schwerer Influenza-Verläufe, sondern auch kardiovaskuläre Komplikationen, besonders bei Diabetikern. In der Praxis sollte die Influenza-Impfung aktiv allen Risikopatienten und Personen ab 60 Jahren angeboten und idealerweise im Herbst durchgeführt werden.
3. COVID-19-Impfung: Individualisierte Auffrischungsstrategie
Die aktuelle Empfehlung sieht einen dreifachen Antigenkontakt vor, gefolgt von jährlichen Auffrischungen für Personen ab 60 Jahren und Risikogruppen. Bei der Impfberatung ist ein behutsamer, individueller Ansatz wichtig. In der Praxis sollte der COVID-19-Impfstatus regelmäßig überprüft und Auffrischungsimpfungen entsprechend den aktuellen Empfehlungen angeboten werden.
4. RSV-Impfung: Neue Präventionsmöglichkeit für Ältere und Risikopatienten
Zwei neue Impfstoffe gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sind als Standardimpfung ab 75 Jahren und als Indikationsimpfung ab 60 Jahren bei bestimmten chronischen Erkrankungen empfohlen. Die Impfstoffe zeigen im ersten Jahr eine hohe Wirksamkeit. In der Praxis sollte die RSV-Impfung gezielt älteren Patienten und Risikopersonen angeboten werden, um schwere Verläufe zu verhindern.
5. Herpes Zoster-Impfung: Effektive Prävention der Gürtelrose und ihrer Komplikationen
Die Herpes Zoster-Impfung wird als Standardimpfung ab 60 Jahren empfohlen. Der Totimpfstoff zeigt in den ersten Jahren nach der Impfung eine sehr hohe Wirksamkeit. Die Impfung ist besonders wichtig zur Prävention der postherpetischen Neuralgie. In der Praxis sollte die Herpes Zoster-Impfung routinemäßig allen Patienten ab 60 Jahren angeboten werden, um das Risiko für Gürtelrose und ihre Komplikationen zu reduzieren
Der kardiologische Blick auf den multimorbiden Patienten15, 16
Christian Barho
1. Multimorbidität und kardiovaskuläre Erkrankungen
Multimorbidität (≥2 chronische Erkrankungen) ist bei älteren Patienten sehr häufig. Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Bei der Behandlung multimorbider Patienten sollte der Fokus auf Empathie, Beruhigung und Förderung der Therapieadhärenz liegen. Eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten ist wichtig. Dabei sollten auch psychische Aspekte wie Depression und kognitive Einschränkungen berücksichtigt werden. Die Behandlung multimorbider Patienten erfordert oft einen interdisziplinären Ansatz und regelmäßige Überprüfung der Gesamtmedikation.
2. Optimale Bluthochrucktherapie
Eine initiale Kombinationstherapie mit ACE-Hemmer/Sartan und Kalziumantagonist wird empfohlen. Bei Bedarf Erweiterung um Diuretikum. Ziel ist eine Therapie mit möglichst wenigen Tabletten zur Verbesserung der Adhärenz. Eine gute Blutdruckeinstellung ist bei den meisten Patienten möglich. Regelmäßige Kontrollen der Medikamenteneinnahme sind wichtig. Bei therapieresistentem Bluthochdruck sollte an sekundäre Ursachen gedacht werden. Die Verwendung von Fixkombinationen kann die Adhärenz verbessern. Eine Langzeitblutdruckmessung sollte initial zur genauen Diagnosestellung durchgeführt werden.
3. Diagnostik und Therapie der koronaren Herzkrankheit17
Eine stufenweise Diagnostik mit nicht-invasiven Tests vor invasiver Koronarangiographie wird empfohlen. Die Indikation zur Koronarangiographie sollte streng gestellt werden. Revaskularisationen verbessern vor allem die Symptomatik, weniger die Prognose. Optimale medikamentöse Therapie und Lebensstilmodifikation sind entscheidend. Das Koronar-CT gewinnt als nicht-invasive Diagnostikmethode an Bedeutung, ist aber noch nicht flächendeckend verfügbar. Bei der Therapieentscheidung sollten individuelle Faktoren wie Alter, Komorbiditäten und Patientenpräferenzen berücksichtigt werden.
4. Management der Herzinsuffizienz18
Echokardiographie (EF <40%) und BNP-Bestimmung sind zentral für die Diagnose. Bei HFrEF ist eine Kombinationstherapie aus ACE-Hemmer/ARNI, Betablocker, MRA und SGLT2-Hemmer indiziert. Regelmäßige Kontrollen und Anpassung der Therapie sind wichtig. Die Prognose hat sich durch moderne Therapien deutlich verbessert. Patienten sollten über ihre Erkrankung aufgeklärt und zur Selbstkontrolle (z.B. tägliches Wiegen) angeleitet werden. Bei HFpEF steht die Behandlung von Grunderkrankungen und Symptomen im Vordergrund. SGLT2-Hemmer zeigen auch hier vielversprechende Ergebnisse.
2025 - das Jahr des Insulins
Der ganzheitliche Therapieansatz beim Patienten mit Diabetes mellitus19
Dr.med. Tobias Wiesner
1. Individualisierte HbA1c-Zielwerte
Der optimale HbA1c-Zielkorridor liegt zwischen 6,5% und 7,5%. Zu niedrige Werte (<6%) erhöhen das Hypoglykämie-Risiko und die kardiovaskuläre Mortalität. Eine frühzeitige gute Einstellung hat langfristige positive Effekte aufgrund des "metabolischen Gedächtnisses". Studien zeigen, dass Patienten mit einem konstanten HbA1c unter 6,5% langfristig die geringste Mortalität aufweisen. Der HbA1c-Zielwert sollte daher individuell angepasst, regelmäßig überprüft und unter Berücksichtigung des Gesamtrisikoprofils des Patienten festgelegt werden.
2. Ganzheitlicher Therapieansatz
Neben der Blutzuckerkontrolle müssen kardiovaskuläre Risikofaktoren, Nierenprotektion und Gewichtsmanagement berücksichtigt werden. Die Kombination verschiedener Wirkprinzipien, wie GLP-1-RA und Insulin, kann besonders effektiv sein. Aktuelle Leitlinien empfehlen bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren oder GLP-1-RA unabhängig vom HbA1c-Wert. Ein multifaktorieller Behandlungsansatz sollte bei der Therapieplanung stets im Vordergrund stehen, wobei die individuellen Risikofaktoren und Komorbiditäten des Patienten berücksichtigt werden müssen.
3. Präzisionsmedizin in der Diabetologie
Eine genauere Subtypisierung des Typ-2-Diabetes anhand verschiedener Parameter ermöglicht eine zielgerichtetere Therapieauswahl. Digitale Patientenakten und Algorithmen können die Identifikation der wirksamsten Therapie für den individuellen Patienten unterstützen. Studien zeigen, dass die Effektivität von Diabetesmedikamenten zwischen Patienten stark variieren kann und durch bestimmte Biomarker vorhergesagt werden könnte. Die Implementierung von Präzisionsmedizin-Ansätzen in der diabetologischen Praxis sollte vorangetrieben werden, um die Therapieeffizienz zu steigern und unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu minimieren.
4. Bedeutung der frühzeitigen Therapieintensivierung
Eine gute Stoffwechseleinstellung zu Beginn der Erkrankung hat langfristig positive Auswirkungen auf mikro- und makrovaskuläre Komplikationen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer zeitnahen Therapieeskalation bei unzureichender Stoffwechselkontrolle. Daten aus der UKPDS-Studie20 belegen den langfristigen Nutzen einer frühen intensiven Therapie auf die Gesamtmortalität und diabetesbedingte Komplikationen. Eine proaktive Anpassung der Therapie sollte bei Nichterreichen der individuellen Zielwerte erfolgen, wobei das Risiko-Nutzen-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden muss.
5. Nutzung digitaler Technologien
Elektronische Patientenakten und Algorithmen können die Therapieentscheidung unterstützen und die Effektivität von Medikamenten vorhersagen. In Hongkong wird dies bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt, wobei Routineparameter zur Vorhersage des Therapieansprechens genutzt werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass dieser Ansatz die Therapieeffizienz steigern und Kosten senken kann. Die Integration solcher digitalen Hilfsmittel in den klinischen Alltag sollte gefördert werden, wobei auf Datenschutz und die Validierung der Algorithmen besonderes Augenmerk gelegt werden muss.
Brauchen wir heute noch Insulin in der hausärztlichen Versorgung?
Dr. med. Carola Lüke
1. HbA1c als prädiktiver Marker für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen
Der HbA1c-Wert bleibt ein essentieller Prädiktor für diabetesassoziierte Komplikationen. Studien zeigen eine signifikante Reduktion mikro- und makrovaskulärer Ereignisse bei HbA1c-Senkung. Die Korrelation zwischen HbA1c und Time-in-Range unterstreicht die Relevanz beider Parameter für das Patientenmanagement. Eine individualisierte Zielwertsetzung unter Berücksichtigung von Komorbiditäten und Hypoglykämierisiko ist anzustreben.
2. Beta-Zell-Protektion durch frühzeitige Insulinisierung
Die rechtzeitige Initiierung einer Insulintherapie kann zur Erhaltung der Beta-Zell-Funktion beitragen. Der C-Peptid-Glucose-Quotient erweist sich als valider Indikator für die Notwendigkeit einer Insulinsubstitution. Cutoff-Werte von <2 für manifesten Insulinmangel, 2-5 für potentielle Basalinsulin-unterstützte orale Therapie (BOT) und >5 für primäre Insulinresistenz bieten Orientierung für die klinische Entscheidungsfindung.
3. Stratifizierung des Typ-2-Diabetes für personalisierte Therapieansätze
Neuere Klassifikationsmodelle des Typ-2-Diabetes ermöglichen eine differenziertere Betrachtung der Pathophysiologie. Die Berücksichtigung von Faktoren wie Autoantikörperstatus, BMI, HOMA-Indices und Alter bei Manifestation erlaubt eine präzisere Therapiesteuerung. Diese Stratifizierung kann die Effektivität der Behandlung erhöhen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen minimieren.
4. Insulintherapie bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz
Bei progredienter Niereninsuffizienz (eGFR <30 ml/min/1,73m²) sind viele orale Antidiabetika kontraindiziert oder dosisreduktionspflichtig. Insulin bleibt eine sichere und effektive Therapieoption. Die frühzeitige Implementierung einer Insulintherapie bei Patienten mit diabetischer Nephropathie kann zur Verlangsamung der Krankheitsprogression beitragen.
5. Multimodale Therapiekonzepte zur Adressierung der Pathophysiologie
Kein einzelnes Antidiabetikum kann alle pathophysiologischen Defekte des Typ-2-Diabetes korrigieren. Kombinationstherapien, die verschiedene Wirkmechanismen nutzen, zeigen synergistische Effekte. Die Integration von Insulintherapie mit neueren Wirkstoffklassen wie GLP-1-Rezeptoragonisten oder SGLT2-Inhibitoren ermöglicht eine umfassendere Kontrolle der Glukosehomöostase und adressiert gleichzeitig kardiorenale Risikofaktoren.
Diese wissenschaftlich orientierte Zusammenfassung berücksichtigt die komplexe Pathophysiologie des Typ-2-Diabetes und betont die Notwendigkeit einer evidenzbasierten, individualisierten Therapieplanung unter Einbeziehung aktueller Forschungserkenntnisse.
Update Typ-1-Diabetes21
Prof. Dr. med. Klemens Raile
1. Epidemiologie und Prognose
Die Inzidenz von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen steigt kontinuierlich. Moderne Technologien haben zu einer signifikanten Verbesserung der Prognose geführt, mit deutlich reduzierten Raten schwerer Hypoglykämien und diabetischer Ketoazidosen. Eine frühzeitige Information über neue Technologien und deren Integration in die Therapie sollte angestrebt werden, um Langzeitkomplikationen zu minimieren.
2. Fortschritte in der Diabetestechnologie
Sensorunterstützte Pumpen und automatisierte Insulinabgabesysteme (AID) ermöglichen eine präzisere Blutzuckerkontrolle und verbesserte Lebensqualität, insbesondere bei Kleinkindern. Bei fast allen pädiatrischen Patienten kommen Glukosesensoren zum Einsatz, während mehr als die Hälfte AID-Systeme nutzen. Die kontinuierliche Fortbildung über technologische Innovationen und deren patientenspezifische Anpassung sollte in den klinischen Alltag integriert werden.
3. Früherkennung und Prävention
Studien wie FRIDA zeigen vielversprechende Ergebnisse im Autoantikörper-Screening für Typ-1-Diabetes. Immuntherapien wie Teplizumab können die Manifestation verzögern, jedoch den Krankheitsprozess bisher nicht vollständig aufhalten. Die Identifikation geeigneter Patienten für Präventionsprogramme und die Aufklärung über laufende Studien sollte in die Routineversorgung eingebunden werden.
4. Ganzheitlicher Behandlungsansatz
Die Betreuung von Kindern mit Typ-1-Diabetes erfordert ein multidisziplinäres Team, das neben der medizinischen Versorgung auch psychosoziale Unterstützung und Ernährungsberatung umfasst. Die Einbeziehung des familiären Umfelds ist entscheidend für den Therapieerfolg. Ein Netzwerk aus Spezialisten sollte aufgebaut und die psychosoziale Situation der Patienten regelmäßig evaluiert werden, um eine umfassende Betreuung zu gewährleisten.
5. Telemedizin und digitale Lösungen
Telemedizinische Ansätze gewinnen zunehmend an Bedeutung in der Diabetesversorgung. Sie ermöglichen eine flexiblere Betreuung und können den Zeitaufwand für Patienten reduzieren. Die Integration von sicheren Videokanälen und interoperablen Datenplattformen in die Praxis sollte vorangetrieben werden, um die Effizienz der Versorgung zu steigern.
6. Ketoazidose-Prävention
Aufklärungskampagnen können die Rate diabetischer Ketoazidosen bei Manifestation signifikant reduzieren. Die Implementierung gezielter Informationskampagnen in Kindergärten und Kinderarztpraxen sollte erwogen werden, um die Früherkennung zu verbessern.
CGM richtig verstehen und interpretieren – unverzichtbar auch für die Nutzung bei AID Systemen
Ulrike Thurm
1. AID-Systeme revolutionieren die Diabetestherapie
AID-Systeme kombinieren Sensor, Algorithmus und Insulinpumpe für eine optimierte Glukoseregulation. Sie zeigen besonders nachts eine signifikante Verbesserung der glykämischen Kontrolle. Trotz Automatisierung erfordern Faktoren wie Nahrungsaufnahme und körperliche Aktivität weiterhin manuelle Anpassungen. Die Implementierung von AID-Systemen sollte als Standard für Patienten mit Typ-1-Diabetes in Betracht gezogen werden.
2. Individualisierung und Schulung bleiben Kernelemente
Trotz fortschrittlicher Technologie bleibt die individuelle Anpassung der Systeme unerlässlich. Patienten benötigen weiterhin fundierte Schulungen zu Kohlenhydrat- und Fettproteineinheiten sowie zur korrekten Sensorhandhabung. Ein besonderer Fokus sollte auf die Qualität der Sensormessung gelegt werden, da diese die Basis für die automatisierte Insulinabgabe bildet.
3. Algorithmusspezifisches Wissen ist entscheidend
Jeder AID-Algorithmus verfügt über spezifische Parameter zur Therapieanpassung. Dies erfordert von Ärzten und Diabetesteams ein umfassendes Verständnis der verschiedenen Systeme. Zur Optimierung der Einstellungen können unterstützende Materialien wie standardisierte Übersichtstabellen herangezogen werden.
4. Paradigmenwechsel in der Therapieanpassung
AID-Systeme erfordern ein Umdenken bei etablierten Therapieregeln. Klassische Konzepte wie der Spritz-Ess-Abstand müssen neu interpretiert werden. Bei der Patientenschulung sollte besonderer Wert auf diese neuen Konzepte gelegt werden, um eine optimale Nutzung der Systeme zu gewährleisten.
5. Herausforderungen für die Praxisorganisation
Die Vielfalt der AID-Systeme stellt Praxen vor logistische und Wissens-Herausforderungen. Eine Spezialisierung auf bestimmte Systeme kann die Betreuungsqualität erhöhen. Alternativ können "Typen-Werkstätten" für spezifische Algorithmen eingerichtet werden, um eine umfassende Patientenversorgung zu gewährleisten.
6. Sportmanagement mit AID-Systemen
AID-Systeme erfordern spezifische Anpassungen für körperliche Aktivität. Je nach Intensität und Dauer des Sports können verschiedene Strategien wie Zielwerterhöhung oder temporäre Algorithmus-Deaktivierung angewendet werden. Patienten sollten in der Anpassung ihrer AID-Systeme für verschiedene Sportszenarien geschult werden, um eine optimale glykämische Kontrolle während und nach der Aktivität zu gewährleisten.
Die vorliegende Zusammenfassung der Veranstaltung Diabetes-Forum Berlin wurde mit Unterstützung einer Künstlichen Intelligenz erstellt, um die Kernpunkte des Vortrags prägnant und strukturiert wiederzugeben.
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