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MPS I – unspezifische Symptome Hero
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Unspezifische Symptome können Anzeichen einer Mukopolysaccharidose Typ 1 (MPS I) sein

 

Zusammenfassung

 

MPS I ist eine seltene Krankheit und zeigt in ihrem Verlauf meist eine Vielzahl von verschiedenen Symptomen. 

Sie wissen nicht genau was, aber Sie wissen, dass etwas nicht stimmt? Sie wissen nicht genau warum, aber Sie sind irritiert. Verschiedene unspezifische Symptome können isoliert betrachtet eine einfache Erklärung haben, in der Kombination aber können sie einen Hinweis auf MPS I darstellen. Welche Symptome für diese Erkrankung wegweisend sind, welches die Red Flags sind, auf die Sie achten müssen und wie einfach und essentiell eine rasche Diagnostik ist, das erfahren Sie hier.

In den USA haben bereits 21 Staaten die MPSI als Zielerkrankung in das Neugeborenenscreening eingeschlossen. Sie ist deutlich seltener als die Spinale Muskelatrophie (SMA), trotzdem ist eine Diskussion auch bei uns in Deutschland erlaubt, ob eine Erweiterung des Neugeborenenscreenings gerade für diese Erkrankung nicht notwendig ist.

Denken Sie weit(er): Typische Erkrankungen im Kindesalter? Oder doch irritierende Symptome (vor allem in Kombination) als Hinweis auf eine Speichererkrankung?

Eine häufigere ist die MPS I:

Bei MPS I (Mukopolysaccharidose Typ 1) handelt es sich um eine Multisystem-Erkrankung mit einem großen Spektrum an Symptomen. Diese seltene Erkrankung kann sich sowohl im Säuglingsalter als auch im Kindes-/Jugend- oder Erwachsenenalter (attenuierte Verlaufsform) manifestieren. Je nach Krankheitsschwere treten die Erstsymptome zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt auf. Ein früher Therapiebeginn kann das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder verlangsamen und ist somit entscheidend für Lebensdauer und – Qualität. Bei der schweren Form der MPS I manifestiert sich die Erkrankung bereits im Säuglings- oder Kindesalter. Da die Kinder bei Geburt zunächst gesund erscheinen, sich anfangs normal entwickeln und die auftretenden Symptome vielfach unspezifisch sind, lassen sie zuerst an typische Kinderkrankheiten denken (Infografik 1, Abb. 3) (Clarke 2016):

  • Rezidivierende Ohr- u./o. Atemwegsinfekte
  • Nabel- und/oder Leistenhernien
  • Laute Atemgeräusche, frühkindliches Schnarchen, Schlafprobleme

Im Verlauf der Erkrankung und je nach Alter und Ausprägung kommen weitere, meist progrediente Symptome hinzu, wie z. B. (Infografik 1, Abb. 3):

MPS I ist variabel im Krankheitsbeginn, in der Schwere der Erkrankung und im Verlauf. Die Erstsymptome sind häufig sehr unspezifisch, das erschwert die Diagnose. Irritierende Symptome -vor allem in der Kombination- können zu konkreten Verdachtsmomenten führen/ erhärten den Verdacht auf eine komplexe Grunderkrankung/ Speichererkrankung. Häufiges ist nicht immer banal. (Lampe 2013).

Röntgenaufnahme der LWS seitlich, Ovoide Wirbelkörper mit zentralen Ausziehungen, thorakolumbaler Gibbus,  4 Jahre und 4 Mona

Abbildung 1: Röntgen der LWS seitlich, Ovoide Wirbelkörper mit zentralen Ausziehungen, thorakolumbaler Gibbus, 4 Jahre und 4 Monate alte/r Patientin mit MPS I (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Christina Lampe)

Röntgenaufnahme einer Beckenübersicht mit Hüftdysplasie, 3 Jahre und 9 Monate alte/r Patientin mit MPS I

Abbildung 2: Beckenübersicht mit Hüftdysplasie, 3 Jahre und 9 Monate alte/r Patientin mit MPS I (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Christina Lampe)

Verlaufsformen der MPS I

Bei MPS I unterscheidet man drei klinische Verlaufsformen: eine schwere (Morbus Hurler) eine intermediäre (Morbus Hurler-Scheie) und eine attenuierte Verlaufsform (Morbus Scheie). Bei allen Formen liegt der gleiche Enzymdefekt vor, dennoch unterscheiden sich der Schweregrad der Symptome und die Lebenserwartung deutlich. Die Übergänge zwischen den einzelnen Formen sind fließend (Abb. 1) (Beck 2014, D'Aco 2012, Muenzer 2009). Die Genotyp-Phänotyp-Korrelation ist nur für wenige Mutationen nachgewiesen.

Übersicht unspezifische Symptome MPS 1 nach Verlaufsform

Abbildung 3: Exemplarische Darstellung verschiedener Verlaufsformen von MPS I.  A), B) Patientinnen mit M. Hurler-Scheie; C) Patient mit M. Scheie. (Bildquelle: Genzyme Corporation) 

 M. HurlerM. Hurler-ScheieM. Scheie

Medianes Alter bei Erstmanifestation (Beck 2014)

0,5 Jahre2,0 Jahre4,9 Jahre

Progredienz

schnellmittellangsam

Kognitiver Status (Muenzer 2009)

Ausgeprägte Verzögerung der geistigen Entwicklung, Verlust des bereits ErlerntenGeistige Retardierung möglichKeine Beeinträchtigung

Lebenserwartung von unbehandelten Patienten (D´Aco 2023)

< 10 Jahre< 30 JahreErwachsenenalter

Häufigste Symptome der verschiedenen Verlaufsformen und Alter bei Erstmanifestation von MPS I

Häufigkeit und Schweregrad der Symptome bei MPS I sind abhängig von der Verlaufsform sowie dem Alter bei Erstmanifestation. Abbildung 6 zeigt die Symptome, die bei den verschiedenen Verlaufsformen in den angegebenen Altersgruppen am häufigsten auftreten (Beck 2014).

Red Flags sind die Big Five:

G G H H H:

Gesichtsdysmorphien, Gelenkkontrakturen,
Hornhauttrübung, Hernien, Hepatomegalie.

MPS I ist behandelbar. Die Therapie richtet sich nach der Verlaufsform der Erkrankung und setzt sich aus der spezifischen Behandlung und supportiven Maßnahmen zusammen. Bei Patienten mit einer schweren Verlaufsform unter 2,5 Jahren kommt auch eine Stammzelltransplantation in Frage.

Je rascher die Diagnose desto früher der Therapiebeginn.
Dies ist entscheidend für die Lebensqualität dieser Patienten! Deshalb: denken sie weit(er)!

Da die Behandlung der MPS I viel Erfahrung erfordert, sollten die Patienten umgehend nach der Diagnosestellung bzw. bereits bei dringendem klinischem Verdacht zur Diagnosestellung in ein Zentrum mit entsprechender Erfahrung überwiesen werden. Die dauerhafte Anbindung an ein Zentrum mit entsprechender Expertise zur regelmäßigen Verlaufskontrolle durch ein interdisziplinäres Team sollte sichergestellt werden.

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Textwerk wurde initiiert, um relevante medizinisch-wissenschaftliche Informationen für die ärztliche Praxis zur Verfügung zu stellen.

In Redaktionsteams bestehend aus Expert*innen und niedergelassenen Pädiater*innen wurde diese Seite mit dem Fokus auf Qualität und Praxisrelevanz erstellt.

Wir bedanken uns bei den mitwirkenden Autor*innen und Reviewer*innen.

Autorin

Autorin:
Dr. med. Christina Lampe
Oberärztin
Zentrum für seltene Erkrankungen Gießen (ZSEGI)
Univ.-Klinikum Gießen / Marburg

Header-Bild: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Dharmendra und Vishal, MPS I MAT-DE-2303793 V2.0 08/2024