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Menschliche Silhouette vor einem Fluss als Symbolbild für den Patientenfall Neurologie

Patientenfall mit Beteiligung der Nerven bei Morbus Fabry

Geschichte des Patienten

Im Rahmen seiner Ausbildung zum Mechatroniker wurde bei dem heute 38-jährigen Patienten bei der Eingangsuntersuchung im Alter von 17 Jahren betriebsärztlich eine Polyneuropathie festgestellt. Die Diagnose Morbus Fabry erfolgte jedoch erst nach einem Schlaganfall im Alter von 35 Jahren durch einen Neurologen. Im Rahmen der Stammbaumanalyse wurde Morbus Fabry auch bei seiner Mutter, seinem Bruder, einer Tante und zwei Cousinen diagnostiziert. Seit der Diagnose konnte der Patient seine hohen Fehlzeiten im Beruf, die zunehmend zum Problem zu werden drohten, deutlich reduzieren. 

Junger Mann mit dunklem T-Shirt und kurzem Bart steht vor unscharfem Waldhintergrund.

Abbildung: Neurologie-Patient, Ben, 38 Jahre* Bildquelle: Skeronov / shutterstock.com 

Anamnese

38-jähriger Patient mit Schlaganfall, Angiokeratomen sowie geschlängelten Retina- und Bindehautgefäßen

Seit dem Kindesalter:

  • Schmerzen in Händen und Füßen
  • Rote Hautknötchen in der Badehosenregion
  • Hypohidrose

Seit dem Jugendalter:

  • Diarrhö und Bauchkrämpfe
  • Kopfschmerzen
  • Bluthochdruck
  • Psoriasis vulgaris
  • Seborrhoische Dermatitis

Seit der Adoleszenz:

  • „Primäres Raynaud-Syndrom“ aufgrund der Schmerzen in Händen und Füßen
  • „Thrombozytopenische Purpura“ auf Oberschenkel und unterem Rücken
  • AT-III-Mangel und Faktor-V-Leiden
  • Tiefe Venenthrombose
  • Vorderwandinfarkt
  • Echokardiographie: LVH

Klinische Anzeichen

Dermatologisch:

  • Angiokeratome
  • Zusätzlich Psoriasis-Plaques

Ophthalmologisch:

  • Geschlängelte Retinagefäße

Nephrologisch:

  • Nierenfunktionsszintigraphie: normale GFR
  • Gesamteiweiß im 24-Stunden-Urin normal:
    < 30 mg/l
Haut mit mehreren roten, entzündeten Stellen, darunter drei weiße Pfeile, die auf die Hautstellen zeigen.

Angiokeratome, zusätzlich Psoriasis-Plaque. Mit freundlicher Genehmigung von M. Möhrenschlager (Fallbericht in J Dtsch Dermatol Ges (2007) 5:594-597)

Nahaufnahme eines Auges mit sichtbaren roten Blutgefäßen auf der weißen Lederhaut.

Veränderung der Konjunktiva -  Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Susanne Pitz, Mainz  

Verdacht und Diagnose

Verdachtsdiagnose Morbus Fabry 

  • Neurologischer Befund: neuropathische Schmerzen in Händen und Füßen seit dem Kindesalter und früher Schlaganfall 
  • Dermatologischer Befund: Angiokeratome und Hypohidrose seit dem Kindesalter 
  • Ophthalmologischer Befund: geschlängelte Bindehaut- und Retinagefäße

Verdacht bestätigt durch

  • Reduzierte Aktivität der α-Galaktosidase A: 0 nmol/h/mg 
  • Transitionsmutation IVS3+1 G→A auf dem Gen für α-Galaktosidase A 

* Bei der abgebildeten Person handelt es sich um ein Model. Es stellt beispielhaft die Patientengruppe dar.

Header Bild: ©unsplash (Diogo Tavares) MAT-DE-2303061-V1.0-12/2023